Meine Grosseltern
Erinnerungen an Grosseltern sind zunächst Kindheitserinnerungen an alte Menschen. Was aber wissen wir von früher, als die Grosseltern jung waren? Sie sind unsere persönlichste Verbindung in eine Vergangenheit, die wir nur aus Filmen und Büchern kennen. Aber wie lebten und liebten die Grosseltern in jener Zeit? Und, was ist uns davon geblieben? Im Langzeitprojekt «Meine Grosseltern» geht Mats Staub diesen Fragen nach, in dem er Enkelinnen und Enkel verschiedensten Alters zum Gespräch bittet.
Mit seinem Erinnerungsbüro ist er seit 2008 von Stadt zu Stadt unterwegs – dabei entstehen ein ständig wachsendes, internationales Archiv subjektiver Geschichten und eine Sammlung von Fotografien, die die Grosseltern in jungen Jahren zeigen. An jeder Station wird eine spezifische Auswahl der bislang gut 300 Erzählungen als Audio-Ausstellung präsentiert, zugleich werden im Erinnerungsbüro vor Ort neue Geschichten gesammelt.
Die Audio-Ausstellung blickt auf die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, aber sie stellt die Generation der Nachgeborenen ins Zentrum: Die Enkelinnen und Enkel erzählen nicht als Zeitzeugen, sondern von einer Zeit, die sie nur vom Hörensagen kennen – sie konstruieren eine Erzählung aus ihren Erinnerungen an Erzählungen. Die Audio-Ausstellung führt in einen Kosmos spannender und spekulierender Geschichten – und sie stellt zugleich persönliche Fragen nach Herkunft und Identität, Erinnern und Vergessen, Legende und Wahrheit.